Die Folgen des letzten Jahres machen sich bereits bemerkbar. Der Präsident des Pharmaunternehmen Lonza, welcher öffentlich das Bundesamt für Gesundheit angreift, die Credit Suisse, welche mit einem erneuten Milliardenabschreiber Schlagzeilen macht, die SBB, welche sich weigert, Gutschriften für nicht benutzte Generalabonnements auszuzahlen, die Swiss Re mit hohen Verlusten und die Probleme zwischen der Schweiz und China, welche mit dem bevorstehenden Entscheid zu der Strategie des Bundes behandelt werden sollen. Die Bilanz des letzten Jahres ist vernichtend.
Während fünf Monaten, von März bis Ende Juli 2020, wurden täglich 130 Millionen Schweizer Franken an Covid-19 Krediten vergeben. Insgesamt 16.9 Milliarden fanden den Weg von den Banken zu Schweizerischen Unternehmen. Inzwischen häufen sich die Ausfälle dieser Kredite und die Anzahl der Strafverfahren nimmt stetig zu. Transparenz beim Bund sucht man vergebens, dem Steuerzahler droht ein Milliardendebakel. Diverse Banken haben für erste Ausfälle bereits Bürgschaften des Bundes beansprucht. Das Volumen für Deliktsummen aus Strafverfahren wird auf 100 Millionen Schweizer Franken geschätzt. Positive Meldungen seitens der UBS wurden jedoch ebenfalls gemeldet. Diese hat im Laufe des letzten Jahres 3.3 Milliarden Schweizer Franken and Krediten vergeben. Einige der Kunden, welche die Kredite nicht benötigen, haben bereits angefangen, diese zurückzuzahlen.
Trotz all diesen negativen Berichten lassen sich auch positive Nachrichten finden, wie das Unternehmen Abacus, welches 1.3 Millionen an Kurzarbeit Entschädigungen, welche aufgrund des guten Jahresergebnisses nicht benötigt wurden, zurückbezahlte. Natürlich handelt es sich dabei um einen Bruchteil, jedoch machen solche Taten, vor allem in solchen Zeiten, Mut.
Wirtschaft Schweiz
Lonza vs. BAG
Es wird als DAS Armutszeugnis der Schweiz gesehen. Die Schlammschlacht zwischen Innenminister Alain Berset mit seine BAG und dem Lonza Präsident Albert Bähni. Letzterer behauptet, im Frühling 2020 ein Angebot zur Sicherung von 100 Millionen Impfdosen gegen eine Investitionssumme von 60 Millionen Schweizer Franken gemacht zu haben. Dabei legte dieser sogar den Brief offen, welcher an den Bundesrat ging sowie das Protokoll der erfolgten Besprechung. Berset wehrt sich mit der Aussage, dass kein konkretes Angebot vorlag. Zudem wurde das Angebot zu einem Zeitpunkt offeriert, als noch unklar war, dass Lonza mit Moderna ins Geschäft kommen würde.
Fakt ist, andere Länder investierten bereits Milliarden, während die Schweiz nicht einmal dazu bereit war, eine Investition über 60 Millionen Schweizer Franken aufzubringen. Dieses Geld wurde benötigt, da Moderna ein Start-Up Unternehmen war, welches noch keine Produkte am Markt vorzuweisen hatte. Allein die USA investierte mehr als 1 Milliarde US-Dollar.
Problemkind SBB
Die Homeoffice Pflicht sowie die Schliessung des Detailhandels machten der SBB schwer zu schaffen. Bemerkbar machte sich dies vor allem im Fernverkehr, welcher im Vergleich zum Vorjahr um 50% abnahm und für leere Verkehrsmittel sorgte. Der GA-Verbund ist gegen eine Gutschrift von nicht gebrauchten Generalabonnements und lehnt diese strikt ab. Begründet ist dies damit, dass von ÖV-Fahrten weder abgeraten noch das Angebot eingeschränkt wurde. Einen reduzierten Fahrplan lehnten die SBB sowie PostAuto strikt ab, da die Schulen sowie Skigebiete weiterhin offen blieben. Während bei vielen Firmen Abos verlängert oder zurückerstattet wurden, fanden solche Massnahmen bei der SBB keinen Anklang. Die Politik selbst schlug dabei einen Time-Stopp vor, wie es bei vielen Fitnesscentern der Fall ist oder eine Verlängerung der Hinterlegungsmöglichkeit auf 2 Monate. Die SBB jedoch sieht jedoch von jeglichem Entgegenkommen ab und verweist darauf, dass Personen, welche auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind, einen zuverlässigen Fahrplan brauchen.
Swiss RE
Seit Anfang April 2021 hat Sergio Ermotti offiziell das Präsidium der Swiss RE, bei welcher er bereits seit Anfang Jahr im Verwaltungsrat sitzt, übernommen. Walter Kielholz hat sein Amt nach fast 30 Jahren, die letzten 12 davon als Präsident, abgegeben. Noch ist unklar, ob Ermotti eine komplett neue Richtung einschlagen wird. Sicher ist, dass es nicht leicht werden wird. Seit 5 Jahren macht die Swiss RE sehr knappe Gewinne, der letzte grosse Gewinn verzeichnete sie im Jahr 2016.
Vor allem das Vergangene Jahr machte der Swiss RE mit grossen Verlusten zu schaffen. Dies ist nicht ungewöhnlich, denn der Sinn einer Rückversicherung ist genau dieser, in solchen Zeiten für grosse Schäden aufzukommen. Jedoch sind auch die vergangenen Jahre durch Naturkatastrophen gekennzeichnet worden. Hohe Kosten entstanden vor allem in Japan. Dabei kann man annehmen, dass sich die Swiss RE verschätzt hat, denn die Konkurrenz verzeichnete in der gleichen Zeit trotzdem Gewinne. Auch die tiefen Zinsen sind dabei keine Hilfe. Während früher 40% der Einnahmen aus Versicherungsprämien stammten, werden heute 60% benötigt, um die Lücke der Zinsausfälle zu füllen. Auch die Ausflüge ins Investmentbanking unter Jacques Aigrain und Peter Forstmoser nahmen kein gutes Ende. Denn dadurch entstanden Verluste in der Höhe von 6 Milliarden Schweizer Franken.
Die Veränderung unter Sergio Ermotti wird spannend. Zudem darf er sich auf eine Firma freuen, welche auf viel Kapital sitzt. Etwas, was in der Bankenwelt unbekannt scheint.
Selecta
Eine Wallstreet-Legen soll die Schweizer Firma retten. Unter der Führung von Joe Plumeri und dem begabten Sanierer Christian Schmitz soll das Unternehmen zu neuem Leben erwachen und somit aus der Todeszone gesteuert werden. Sollte dieser letzte Versuch scheitern, wird das Unternehmen mit 7'500 Mitarbeitenden verscherbelt. Die Schulden liegen momentan bei 1.7 Milliarden Schweizer Franken, was Zinsen in der Höhe von 200 Millionen pro Jahr generiert. Zudem kam hinzu, dass aufgrund der Pandemie und der damit zusammenhängenden Homeoffice Pflicht jegliche Umsätze wegfielen.
Die Rettung soll das neue Konzept bringen, welches ein Premiumangebot für das Büropersonal bietet. Gesundes und natürliches Essen soll her. Dieses soll smart erfolgen und aus High-Tech Geräten. Bezahlt wird mit Kreditkarte oder Smartphone. Dabei sollen unrentable Betriebskantinen abgelöst werden. Das heutige Kerngeschäft mit den Automaten soll noch lediglich 10% ausmachen. Eine europaweite Lösung sei ebenfalls geplant.
Unternehmen wie die SV-Group kommen bei solchen Angeboten stark unter Druck. Denn bereits grosse Detailhändler wie Lidl arbeiten an solchen Bürokonzepten.
Credit Suisse
Es scheint wie ein «déjà vu». Bei der Credit Suisse gehört es mittlerweile zum Tagesgeschäft. Nach dem Reinfall mit der Greensill Pleite, welcher einen Verlust von einer Milliarde Schweizer Franken verursachte, folgt der nächste Coup. Mit der Pleite des Family-Offices von Bill Hwang riskiert die Credit Suisse einen Verlust in der Höhe von 3-4 Milliarden Schweizer Franken. Während grosse US-Banken wie Goldman Sachs Anteile von Archegos vor dem grossen Sturz verwerteten, blieb die Credit Suisse darauf sitzen. Trotz der Risiken, welche Family Offices in den USA bergen, da diese nicht reguliert sind, vergab die Credit Suisse massenweise Kredite, welche zum hochriskanten Spekulieren genutzt wurden. Ebenfalls ignorierte sie oft Warnungen, welche vieles hätten verhindern können. Dieses Verhalten ist bei Grossbanken jedoch keine Seltenheit, da oft der Steuerzahler als Rettungsboot einsprang. Obwohl nach dem riesigen Bankencrash im Jahre 2008 von den Banken eine höhere Eigenkapitalquote gefordert wurde, befindet sich diese weiterhin bei lediglich 5-6%. Angedacht wäre 20% gewesen.
Ein wichtiger Name in diesem ganzen Spiel ist Lara Warner, der Group Chief Risk and Compliance Officer. In zehn Jahren schaffte sie den Aufstieg an die Spitze der Risikoabteilung. Mittlerweile ist sie jedoch ihren Job los, was sie jedoch nicht davon abhält, vor Gericht für ihre Bonusauszahlungen zu kämpfen. Denn diese sollen für die Geschäftsleitung gestrichen werden, was jedoch vielen nicht passt. Wie das Trauerspiel endet, wird sich schon bald zeigen.
International
China vs. Schweiz
Trotz bestehender Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China haben es Schweizer Unternehmen weiterhin schwer. Beispiele dafür liefern Nestlé und Hochdorf, welche seit Jahren auf Verkaufslizenzen für Baby-Nahrung warten.
Demnächst sollte der Bundesrat über die «China-Strategie» entscheiden. Die Internationale Front gegen China ist dabei kein Hilfsmittel. Der Britische Zoll verbot bereits Importe aus der Uiguren Provinz. Der US-Aussenminister verurteilte Chinas Vorgehen gegen die Uiguren gar als Völkermord. Ebenso hart ging das niederländische Parlament ins Gericht, welche das Vorgehen als Genozid deklarierte.
Wirtschaftlich gesehen ist China für die Schweiz ein wichtiger Handelspartner. Die Schweiz sei in China sehr hoch angesehen, weshalb ein Dialog sinnvoller erscheint als Sanktionen. Ebenso gab es bereits gewisse Lockerungen der chinesischen Regierung, welche die Vorgabe aufhob, Schweizer Unternehmen könnten nur durch ein Joint Venture in China tätig sein. Ein weniger gutes Bild gibt jedoch der Investitionsvergleich ab. Während die Schweiz in den letzten 10 Jahren die Investitionen in China von 2.5 auf 22.5 Milliarden Schweizer Franken steigerte, waren es seitens China in der Schweiz lediglich 0.5 Milliarden. Der Schweiz bringen diese Investitionen 2.5 bis 3.5 Milliarden Rendite pro Jahr, weshalb deutlich ersichtlich wird, dass die China für die Schweiz unabdingbar ist.
Das neue Jahr hat uns die erwarteten Sorgen bestätigt. Jedoch sind einige Dinge besser verlaufen als gedacht. Viele Unternehmen haben sich weiterentwickelt und sind stärker in das neue Jahr gestartet. Und genau das ist es, was wir als Unternehmen versuchen unseren Kunden zu vermitteln und sie dabei zu unterstützen. Stetige Weiterentwicklung sorgt für schwierige Zeiten vor und hilft, sich in chaotischen Zeiten zurechtzufinden. Wir gehen gestärkt in das neue Jahr und nutzen diese Stärke, um unsere Partner bestmöglich zu unterstützen.
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