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COVID-19 – Botschafter der Vorsorge

Man solle doch meinen, das aktuelle Jahr habe sich bis jetzt nur mit Unheil und negativen Einflüssen profiliert. Vom Börsencrash bis hin zu Einschränkungen der Menschenrechte, alles war vorhanden. Die meisten von uns haben eine Situation erlebt, welche sie sich bis vor einigen Monaten nicht einmal ausdenken konnten. Und doch stehen wir noch hier, nehmen langsam unser alltägliches Leben wieder auf und hoffen auf eine bessere Zukunft.


Leider sind viele Menschen dazu veranlagt, in solchen Situationen lediglich die negativen Seiten wahrzunehmen, ohne die Vorteile zu sehen, welche durch diese Umstände entstehen. Wir haben in den letzten Monaten einen digitalen Wandel erlebt, welcher uns vor Augen hielt, welch grosse Rolle die Technik in unserer Umwelt eingenommen hat. Die Leistung der modernen Technologie war so gefragt wie noch nie. Personen oder Unternehmen, welche bis anhin aus Angst oder Unsicherheit Abstand davor nahmen, waren gezwungen, sich damit zu beschäftigen. Aber auch diese merkten schnell, dass daran wenig Negatives zu sehen ist. Wir sahen auch die Schwächen von grossen, etablierten Unternehmen wie die Swisscom, welche sich nach 4 Grosspannen eingestehen musste, dass trotz der mehrheitlichen Marktbeherrschung ein Fortschritt notwendig ist.


Viele Ereignisse, welche im ersten Moment einen negativen Aspekt haben, verbergen oft Chancen und Wachstumsmöglichkeiten, vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Deshalb wollen wir gemeinsam auf dieses ereignisvolle, erste Halbjahr zurückblicken und die Dinge erkennen, welche vielen von uns verborgen blieben.


COVID-19


Corona, ein Wort, welches den meistens von uns bis zum Ende des Jahres 2019 nur als Biergetränk bekannt war und doch so viele Veränderungen bewirkt hat, vor welchen kein Land und kein Mensch auf dieser Welt verschont blieb.

Die finanziellen Auswirkungen liegen klar auf dem Tisch. Die weltweite fiskalische und monetäre Intervention zur Stützung der Corona-Krise beträgt bereits 10% des Globalen Bruttoinlandprodukts. Alleine in der Schweiz wurden bis anhin 32 Milliarden Schweizer Franken in Form von Rettungspaketen bereitgestellt. Der Bund musste sich dafür kräftig verschulden und die schweizerische Verschuldung von 97 auf 129 Milliarden Schweizer Franken erhöhen. Bereits jetzt wird an Sparplänen gearbeitet, um eine Rückzahlung dieser neuen Schulden ermöglichen zu können. Dies ist jedoch keine einfache Aufgabe. Denn das Haushaltsbudget der Schweiz besteht aus zwei Dritteln gebundene Ausgaben, an welchen sich nicht viel ändern lässt. Dazu gehören Beiträge der Altersvorsorge, der öffentliche Verkehr oder die Arbeitslosenkasse. Effektiv gespart werden kann daher nur an einem einzigen Drittel, welcher sich aus Beiträgen an der Landwirtschaft, der Bildung oder an Entwicklungshilfen zusammensetzt. Eine schwierige Aufgabe, welche Kürzungen in bereits benachteiligten Regionen der Wirtschaft herbeiführt.


Wie in jeder Krise gibt es jedoch auch hier gewisse Menschen und Unternehmen, welche solche Krisen dazu nutzen, sich unrechtmässig zu bereichern. Denn früh wurde bekannt, dass viele Firmen die Situation ausgenutzt haben und sich an den vergebenen Rettungspaketen beteiligt haben, ohne diese gebraucht oder ein Anrecht darauf gehabt zu haben. Dies wurde durch die «Fliessbandbewilligungen» ermöglicht, welche ohne grosse Kontrolle vergeben wurden. Denn viele Unternehmen waren auf die Hilfe schnellstmöglich angewiesen. Ca. 38'000 Menschen verloren von Februar bis Mai ihren Job und 37% aller Beschäftigten (ca. 2 Millionen Menschen) wurden auf Kurzarbeit umgestellt.


Auch grosse Unternehmen nutzen die Gunst der Stunde, um Ihre Bücher ein wenig «aufzupeppen». Ein neues Wort wurde in den Abteilungen der grossen Buchhaltungen der Welt geboren. Der EBITDAC, der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Corona. Es werden Ergebnisse publiziert, aus welchen der Corona-Effekt herausgerechnet wird und somit die Verluste, welche sich aus der Corona-Krise ergeben, verschleiert. Denn für einen vermuteten, entgangenen Gewinn darf ein operativer Gewinn ausgewiesen werden, welche höher als der effektive ist. Dies zum Nachteil der Investoren, welche den Durchblick und den Bezug zur Realität verlieren. Der Vorteil für die Unternehmungen lieg bei einer höheren Bonität oder eine bessere Grundlage für Gewinnausschüttungen. Auch gelangt man damit leichter an Krediten, kann die eigenen Anleihen besser platzieren oder Dividenden ausschütten. Ein Trick der Buchhalter, um eine weltweite Pandemie ohne grossen Schaden verschwinden zu lassen.


Was Tricksereien und wahrheitsfremde Buchführungen bewirken können, hat uns der Fall Wirecard gezeigt. Ein deutsches Unternehmen, welches gar im DAX, dem bedeutendsten deutschen Aktienindex, gelistet ist, führend in der FinTech Branche, zeigt während der Corona-Krise vor der gesamten Welt sein wahres Gesicht. Ein Viertel Ihrer Bilanzsumme, ganze 1.9 Milliarden Euro an Aktiven, waren gemäss der Aussage der eigenen Buchhaltung nicht mehr auffindbar. Womöglich habe es dieses Geld gar nie gegeben. Seit Jahren waren vereinzelt Hinweise auf solche Geschäfte an die Oberfläche gelangt, letztens die grosse «Financial Times» im Januar 2019 mit einem detaillierten Artikel über Scheinbuchungen bei Wirecard. Doch die BaFin selbst (Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) hatte damals die Staatsanwaltschaft gegen die Financial Times eingeschaltet, mit dem Vorwurf der Kursmanipulation. Auch die zuständigen Revisoren wir Ernst and Young (EY) oder die KPMG haben in den letzten 3 Jahren der Firma ihr Testat ausgehändigt. Ratingagenturen wie Moody’s stuften die Firma bis zuletzt als Top-Kauf-Möglichkeit ein. Weshalb wurden diese Hinweise, teilweise auch von grossen Anstalten wie die Financial Times veröffentlicht, so gnadenlos ignoriert?


Diese andauernde Krise zeigt in vielen Fällen die Schwächen unserer Wirtschaft und deckt so manche Ungleichheiten auf. Wir sehen dies jedoch als positives Ereignis, denn für die Konsumenten können solche Weckrufe wahre Wunder bewirken.


Wirtschaft Schweiz


Swisscom

Kunden der Swisscom sahen sich während der Corona-Krise im Nachteil. 4 Grosspannen und Störungen im gesamten Netzwerk liessen das schweizerische Urgestein Telekommunikationsunternehmen in keinem guten Licht dastehen. Die Umstellung der meistens Unternehmen auf Homeoffice und die damit verbundene Mehrbelastung stellte viele Telekommunikationsunternehmen auf eine harte Probe und zeigte ihre technischen Mängel

Neben diesen operativen Problemen lancierte die Swisscom einen Angriff auf die EFK (eidg. Finanzkontrolle), welche sich darum kümmern sollte, die Bücher des Telekommunikationsunternehmen zu prüfen. Diese Prüfung sei unerwünscht und nicht gestattet. EFK-Direktor Michel Huissoud spricht von einer Gleichbehandlung unter börsennotierten Unternehmen.

Die Motion von Erich Ettlin, CVP, welche besagt, das Bundesgesetz über die EFK so zu ändern, dass teil-privatisierte Unternehmen des Bundes nicht mehr vom Anwendungsbereich erfasst sind und damit die Finanzaufsichtskompetenz der EFK gegenüber diesen Unternehmen entfällt, wurde vom Ständerat sowie vom Bundesrat diskussionslos angenommen. Somit entfällt die Prüfung bei der Swisscom, welche die Rechte eins Staatsunternehmens möchte, jedoch ohne die Pflichten übernehmen zu wollen.


Migros

Die Migros hat die Globus Gruppe im Februar an die thailändische Central Group und die österreichische Signa Holding verkauft. Aufgrund der Übernahme der lediglich 6-7 ertragsreichsten Standorten wird eine zweite Verkaufsrunde seitens der Käufer erwartet.

Digitec Galaxus erreicht im 2019 erstmals einen Jahresumsatz von einer Milliarde Schweizer Franken. Mit der neuen CO2-Abgabe auf 3 Millionen Produkte des eigenen Onlineshops setzt sie die Weichen für eine klimaneutrale Zukunft. Die Abgabe kann freiwillig, beim Einkauf im Onlineshop, geleistet werden.


Politik

Die Schweizer Politik fordert von der Schweizerischen Nationalbank Nachhaltigkeitsziele. Darunter kritisiert sie Aktienbestände der SNB, wie diejenigen der Firma Raytheon im Wert von 130 Millionen Dollar, welche als Zulieferer für den seit 2015 anhaltenden Bürgerkrieg in Jemen agiert. Zudem ist die SNB an zehn der grössten US-Öl- und Gasfirmen beteiligt. Dies mit Summe von 1.3 Milliarden Dollar. Somit werden nachhaltige Klimamassnahmen im Finanzsektor erwartet, was einem Ausstieg der SNB aus solchen Unternehmen gleichkommt.

Die SNB verteidigt sich gegen diese Massnahme mit der Begründung, dass man sich an der Realität der Finanzmärkte orientiere. Zudem bestehe bereits ein «Blacklist» mit Unternehmen, welche der Geschäftstätigkeit fernbleiben sollen. Die Aufgabe der Schweizerischen Nationalbank sei, für die Währung- und Preisstabilität zu sorgen, und keine aktive Klimapolitik zu betreiben.


Finanzen


Dass solche Krisen die finanzielle Defensive der Menschen wecken, mussten auch viele Start-Up’ s erleben. Viele Investoren und Geldgeber sahen Grund dazu, die Geschäftspläne solcher Newcomer zu hinterfragen, obwohl sie vor der Krise keinen Anlass dazu hatten. Viele nutzen die Gunst der Stunde, um an mehr Macht über das Unternehmen zu gelangen und ihre Strategie stärker in das Unternehmen zu implementieren, obwohl vielen Investoren die Geduld und das Know-how in diesem Bereich fehlen. Hilfe finden die Jungunternehmer nur selten, denn viele Anwälte haben in den neuen, digitalen Geschäftsfeldern nicht viel Erfahrung. Die Zahlen sprechen für sich; Die Investitionen in Start-Ups gingen zum Vorjahresquartal um 100 Millionen Schweizer Franken zurück.


Wenn uns diese Krise eines gelehrt hat, dann den Wert der Vorsorge. Sei es für Grossunternehmen, wie auch Privatpersonen. Die Zukunft kann viele unerwartete Ereignisse hervorbringen, welche eine gut geplante Vorsorge benötigen. Auch viele Privatpersonen fragen sich immer öfters, welche Massnahmen sie treffen sollen, um an einem bestimmten Punkt ihres Lebens keine Rückschläge erleiden zu müssen. Deshalb rückt das Thema Vorsorge immer mehr in den Vordergrund. Nicht nur in der Politik, sondern in jedem Schweizer Haushalt.

Auch dieser Bereich hat einen digitalen Weg eingeschlagen. Seit einiger Zeit hat das Startup Viac ein kosteneffizientes Produkt für die Säule 3a entwickelt, welches über eine App betrieben wird und keine komplizierte Bedienung erfordert. Ein Säule 3a - Konto kann innerhalb weniger Minuten eröffnet und Geld eingezahlt werden. Danach kann das Geld mit bereits vorgefertigten Strategien angelegt werden. Erfahrene können es auch wagen, eine eigene Strategie mit ihrer personalisierten Anlagediversifikation zu erstellen. Die Grundregel bleibt jedoch dieselbe; Je höher der Aktienanteil, desto höher das Risiko. Denn die Volatilität, welcher die Aktien ausgesetzt sind, erhöht oder reduziert den Aktienanteil im Portfolio erheblich.


Was ist der Unterschied zu einer konventionellen Bank? Die Antwort ist einfach, es sind die jährlichen Verwaltungskosten. Denn was viele nicht wissen ist, dass ein Prozent mehr oder weniger Gebühren pro Jahr, über eine lange Anlagedauer, darüber entscheiden, ob 100 Tausend Schweizer Franken mehr oder weniger auf dem Konto liegen. Und genau dort setzen die Onlinelösungen an. Dies haben auch konventionelle Banken erkannt und rüsten sich auf. Ein gutes Beispiel ist die ZKB (Zürcher Kantonalbank), welche mit «Frankly» eine ähnliche Lösung lanciert hat. Tiefe Kosten mit einer eigenen Strategiewahl. Dabei kann man bei beiden Lösungen, Viac und Frankly, über ein passiv- oder aktiv verwaltetes Portfolio wählen. Wobei die Kosten beim letzteren höher sind und somit die Rendite wieder geschmälert wird. Bei beiden Konten wird eine Thesaurierung der Gewinne vorgenommen, wobei diese reinvestiert werden und das Guthaben exponentiell an Wert gewinnt.


Was vielen vielleicht noch bedenken bereitet ist, dass ihr «Vorsorge-Geld» angelegt wird und somit dem Marktrisiko ausgesetzt ist. Dabei wird ausser Acht gelassen, dass ein normales Guthaben auf einem konventionellen Säule 3a – Konto der jährlichen Inflation ausgesetzt ist und somit an Wert verliert. Zudem gewannen Wertpapiere über einen langen Zeitraum immer an Wert, da die Börse und andere Märkte während der letzten Jahre stetig stiegen, trotz vereinzelter Einbrüche und grossen Depressionen.


Solche Anlagekonzepte, vorteilsweise passiv-verwaltete, eignen sich für viele Anleger, welche dem Druck des Marktes keinen Widerstand leisten können. Somit vermeidet man die typischen Fehler, welche bei einem plötzlichen Einbruch der Märkte einen dazu veranlassen, seine, seit Jahren aufgebaute Anlagestrategie über Nacht über den Tisch zu werfen. Denn die meisten tendieren dazu, bei Einbrüchen aus Panik zu verkaufen und dann wieder einzusteigen, wenn die Preise bereits ein gewisses Niveau erreicht haben. Auch hier ist Vorsorge gefragt. Eine mentale Vorbereitung kann wahre Wunder bewirken. Diese wird in den guten Zeiten gerne vernachlässigt und ausser Acht gelassen, bis man dazu gezwungen ist, sich damit auseinander zu setzen. Dann ist es jedoch meistens zu spät.

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